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Herzlich Willkommen im Baltikum - Finnland / Uusimaa

Busreise-Nummer: 2245791 merken
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Das Baltikum sagt herzlich willkommen. Eine unvergleichliche Region in Europa, geprägt durch den Deutschen Orden, den Hansebund, aber auch die Einflussbereiche des Fürstentums Litauen und später des Zarenreiches lassen sich in den Städten gut erkennen. Ein großer Schmelztiegel nordischer Kulturen. Erleben Sie diese nordeuropäische Vielfalt an Kulturen und Landschaften.

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Für diese Reise sind derzeit keine Reisetermine geplant.

Reiseprogramm

1. Tag: Heute reisen Sie nach Kiel, wo Sie Ihre Nachtfähre nach Klaipeda erreichen.

2. Tag: Gegen 17.30 Uhr erreichen Sie den Ostseehafen Klaipeda. Hier erwartet Sie im Fährhafen die baltische Reiseleitung. Auf einer Führung lernen Sie die litauische Hafenstadt Klaipeda kennen.

3. Tag: Heute bringt Sie die Fähre (5 Min. Fahrt) auf die Kurische Nehrung. Eine unvergessliche Reise entlang endloser Sanddünen, duftender Kiefernwälder und goldener Strände. Nach der Rundfahrt führt Sie Ihr Weg weiter in die litauische Hauptstadt Vilnius.

4. Tag: Heute steht zunächst eine Erkundungstour durch Vilnius auf lhrem Programm. Weiterfahrt über Siauliai nach Riga. Etwa 17 km nördlich von Siauliai zwischen den Dörfern Domantai und Jurgaiciai erhebt sich am Fluss Kulpe ein Erdhügel, der mit Tausenden von Kreuzen aus allen Materialien bedeckt ist, die sich um ein Bild der Muttergottes scharen. Dieser Platz, der Berg der Kreuze, ist ein nationaler Wallfahrtsort und von hohem symbolischen Wert für das Iitauische Unabhängigkeitsstreben. Nach der Besichtigung erreichen Sie Riga, die Hauptstadt Lettlands, welche zu beiden Seiten der Daugave, kurz vor deren Mündung in den Rigaer Meerbusen, gelegen ist.

5. Tag: Die lettische Hauptstadt Riga ist wohl eine der schönsten Städte im Baltikum. Sie bietet dem Besucher zahlreiche architektonische Denkmäler aus verschiedenen Epochen, die unterschiedliche Stile repräsentieren. Auf dem Rigaer Zentralmarkt werden Sie heute bekannte landestypische Leckerbissen, wie das berühmte Schwarzbrot, die
herzhaften grauen Speckbohnen und verschiedene Käsespezialitäten, kosten.

6. Tag: Sie treten die Weiterreise nach Tallinn an und legen in Pärnu einen kurzen Zwischenstopp ein. Pärnu liegt an der nach ihr benannten Bucht. Ein über 3 km langer Sandstrand, das angenehme Meeresklima und die Heil- und Kureinrichtungen begründen den Ruf von Pärnu als Kur- und Badeort. Freuen Sie sich auf einen interessanten Rundgang durch die Hansestadt  - auf der einen Seite historisch und traditionell, auf der anderen modern und trendy.

7. Tag: Nach einem frühen Frühstück setzen Sie am Morgen nach Helsinki über, das Sie vormittags erreichen. Hier nutzen Sie die Zeit für eine Stadtführung. Danach geht es zum circa 15 km entfernten Fährhafen Vuosaari, wo die Einschiffung zur Überfahrt nach Travemünde stattfindet.

8. Tag: Heute sind Sie den ganzen Tag auf See. Genießen Sie die herrliche Luft und einen entspannten Tag auf See! Travemünde erreichen Sie gegen 21.45 Uhr.

9. Tag: Heimreise.

Ausflugsziele

Wer ins Baltikum reist, sucht keine Erholung. Die Tour de Force durch Estland, Lettland und Litauen ist genau das Richtige für wissbegierige Bildungsreisende. an könnte sich in der frisch renovierten Altstadt von Tallinn mit ihrem kosmopolitischen Flair zwischen mittelalterlichen Backsteinmauern glatt irgendwo in Skandinavien wähnen. Es sind ja nur zwei Stunden mit der Fähre nach Helsinki, und nach Stockholm legen auch täglich Schiffe ab.

Zwei, drei Autostunden östlich ist man zwar immer noch in Estland, in der EU, im Euroland, aber man fühlt sich hier wie in Russland. Die Leute reden Russisch, essen russische Gerichte, wohnen in Plattenbauten von sowjetischer Anmutung.

Denn Estlands Nordosten mitsamt der Grenzstadt Narva ist mehrheitlich von Russen besiedelt. Insgesamt macht die russische Minderheit ungefähr ein Viertel der estnischen Bevölkerung aus, und auch in Lettland und Litauen leben viele Menschen russischer Abstammung.

Die meisten kamen in den Zeiten der sowjetischen Okkupation ins Baltikum, angesiedelt als Arbeiter unter Stalin und seinen Nachfolgern. Die Mehrheit von ihnen blieb, als Esten, Letten und Litauer vor einem Vierteljahrhundert ihre Unabhängigkeit wiedererlangten.

So hat die EU im Baltikum über eine Million Bürger, deren Muttersprache Russisch ist. Eine Tatsache, die in Mitteleuropa kaum jemand kennt - und die diese östliche Gegend besonders spannend macht als Reiseziel für alle, die sich für Europas Geschichte, Politik und Zukunft interessieren. Und auch für jene, die sich vor den Ambitionen des russischen Präsidenten Wladimir Putin fürchten.

Die Ostsee empfängt ihre Besucher zwar ohne Gezeiten, aber dafür mit faszinierenden Natur-Schauspielen zu jeder Jahreszeit. Im Sommer versinkt allabendlich die Sonne, wie ein glutroter Feuerball in ihr und wenn die Tage im Herbst stürmischer werden, beeindruckt die Ostsee mit unbändiger, tosender Kraft. Die Ausflugsziele in der Natur sind abwechslungsreich: Sandstrände und Steilküsten, Inseln und Buchten, Bodden und Windwatte warten entlang der rund 1.900 Kilometer lange Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns auf Urlauber.

Genauso vielfältig sind auch die Küstenorte des Landes. Mondäne Seebäder mit ihrer strahlend weißen Bäderarchitektur, beschauliche Fischerdörfer mit reetgedeckten Dächern oder geschichtsträchtige Hansestädte mit alten Speicherhäusern, Kirchen und Kontoren aus Backstein prägen als Sehenswürdigkeiten das Antlitz der Ostseeküste.

Die Kurische Nehrung ist mit ihren imposanten Dünenlandschaften seit jeher ein Sehnsuchtsziel vieler Urlauber und zog bereits weltberühmte Autoren wie Thomas Mann in ihren Bann. Wer sie vom Wasser aus bereist, kann schon aus der Ferne gut die Wanderdünen erkennen, die sich majestätisch wie Berge in die Höhe zu schrauben scheinen. Am schmalen Küstenstreifen finden sich verträumte Fischerdörfer, die hier seit Jahrhunderten den Gezeiten trotzen. Diese einmalige Landschaft, die seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, ist eng mit der baltischen Sagenwelt verwoben. Abseits der feinsandigen Ostseestrände findet man hier jahrhundertealte Kiefernwälder, in denen Holzskulpturen aus der litauischen Folklore die Wege bewachen. Die Kurische Nehrung ist zudem Teil der geschichtsreichen Bernsteinküste. In der Bernsteingalerie, die sich auf der Haffseite befindet, kann man die Geschichte des Schmuckhandwerks näher kennenlernen.

Berg der Kreuze - Heiliger Ort der Katholiken
Schon von Weitem fällt der Blick der Reisenden auf eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Litauens: auf den Berg der Kreuze. Im Laufe der Geschichte immer wieder zerstört, ist der nur circa zehn Meter hohe Doppelhügel mit den unzähligen Kreuzen unter dem Namen Berg der Kreuze zum Symbol für den Widerstand der Bevölkerung und den tiefen Glauben der katholischen Litauer geworden. Seit 1991 gilt der Berg der Kreuze als heiliger Ort der Katholiken. Aus aller Welt kommen die Gläubigen auf den Hügel, um ein Kreuz aufzustellen oder einen Rosenkranz aufzuhängen. Im Jahre 2000 wurde ein im Auftrag des Papstes Johannes Paul II. erbautes Kloster am Berg der Kreuze errichtet, das heute der Kontemplation und als Ort des Gebets dient.

Wie viele Kreuze es sind, lässt sich nicht zählen
Der Berg der Kreuze ist in der Nähe der Stadt iauliai (deutsch: Schaulen) zu finden. Erreichbar ist die Sehenswürdigkeit über die Fernverkehrsstraße A12, die iauliai mit der lettischen Landeshauptstadt Riga verbindet. Genaugenommen handelt es sich beim Berg der Kreuze nicht um einen Berg, sondern um einen Doppelhügel, da der Berg der Kreuze kaum höher als zehn Meter ist. Über eine kleine Holztreppe gelangen Pilger und Besucher auf den Berg der Kreuze, um dort zu beten, ein Kreuz aufzustellen oder einen Eindruck von der großen Vielfalt der Kreuze zu bekommen. Wie viele es genau sind, lässt sich kaum sagen. Ende der 1990er wurden weit mehr als 50.000 Kreuze auf dem Berg der Kreuze und dem danebenliegenden Areal gezählt. Hinzukommen noch zahlreiche Rosenkränze, die an den Querstreben aufgehängt wurden. Das leichte Klappern im Wind verleiht dem Berg der Kreuze ein ganz besonders mystisches Flair.

Der Berg und Kreuze und seine wechselvolle Geschichte
Es wird vermutet, dass der Berg der Kreuze bereits im Mittelalter als Gebet- und Opferstätte gedient hat, bis er 1348 durch Kreuzritter dem Boden gleichgemacht wurde. Dieses Schicksal wiederholte sich viele Male. Besondere Bedeutung erlangte der Berg der Kreuze im 19. Jahrhundert, als sich die Litauer gegen die russische Obrigkeit wehrten und den Berg zum Symbol des Widerstandes machten. Seit dieser Zeit begannen die Menschen, Kreuze aufzustellen, um an ihre im Kampf gefallenen Familienmitglieder zu erinnern und ihnen auf dem Berg der Kreuze ein Denkmal zu setzen. Auch sollen einige Kreuze für Aufständische errichtet worden sein, die auf dem Berg der Kreuze hingerichtet worden waren. Unter der Stalin-Regentschaft wurden Kreuze zum Gedenken an verschleppte Litauer errichtet, die aber immer wieder vom Regime zerstört wurden. Eine große Zerstörungsaktion fand 1961 statt, als der Berg der Kreuze mit Bulldozern abgerissen wurde. 2.179 Kreuze sollen es damals gewesen sein. Weitere Abrissaktionen folgten, bis Litauen wieder unabhängig war. Die Menschen ließen sich jedoch nicht davon abhalten, weiterhin Kreuze auf den Berg der Kreuze zu bringen. 1990 soll die Anzahl der Kreuze auf dem Berg der Kreuze bereits 40.000 betragen haben.

Der Berg der Kreuze und seine Legenden
Zwei verschiedene Legenden erzählen, wie der Berg der Kreuze einst entstanden ist. Die erste berichtet von einem Fürsten aus Vilnius, der vor 300 Jahren einen Prozess führte. Auf seinem Weg nach Riga passierte er den Hügel und schwor, auf dem Berg ein Kreuz zu stiften, falls er vor Gericht erfolgreich sein würde. Der Prozess ging zu seinen Gunsten aus und er ließ das erste Kreuz errichten. Bald taten es ihm viele andere Menschen nach. Die zweite Legende zum Berg der Kreuze ist noch eindrucksvoller. Der Vater einer schwer erkrankten Tochter wachte an ihrem Bett und hatte einen ungewöhnlichen Traum. Eine weißgekleidete Dame forderte ihn auf, auf dem Hügel ein Kreuz aufzustellen, damit seine Tochter wieder gesund würde. Der Mann tat, wie ihm geheißen. Nach seiner Rückkehr war seine Tochter geheilt. Die Erzählung dieses Wunders verbreitete sich schnell, sodass viele Menschen mit Sorgen weitere Kreuze errichteten und den Hügel so zum Berg der Kreuze machten.

Städte

Helsinki, schwedisch Helsingfors ist die Hauptstadt Finnlands. Sie liegt in der Landschaft Uusimaa im Süden des Landes an der Küste des Finnischen Meerbusens. Mit 635.181 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016) ist Helsinki mit Abstand die größte Stadt Finnlands. Zusammen mit den Nachbarstädten Espoo, Vantaa und Kauniainen bildet es die sogenannte Hauptstadtregion, einen Ballungsraum mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern. Helsinki ist das politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum Finnlands. Rund sechs Prozent der Einwohner Helsinkis sind schwedischsprachig, offiziell ist die Stadt zweisprachig.

Die Stadt Helsinki wurde im Jahr 1550 während der Zugehörigkeit Finnlands zu Schweden gegründet, blieb aber lange unbedeutend. Kurz nachdem Finnland unter russische Herrschaft gekommen war, wurde Helsinki 1812 zur Hauptstadt des neugegründeten Großfürstentums Finnland bestimmt und löste so Turku als wichtigste Stadt des Landes ab. Seit 1917 ist Helsinki Hauptstadt des unabhängigen Finnlands.

Klaipeda ist eine Hafenstadt in Litauen, die dort liegt, wo die Ostsee auf den Dan?-Fluss trifft. In der Altstadt gibt es im 18. Jahrhundert erbaute Fachwerkhäuser im deutschen Stil. Der Theaterplatz, der wichtigste Treffpunkt der Stadt, beherbergt das neoklassizistische Dramatheater. Die Skulptur Taravos Anik? von 1912 befindet sich ebenfalls auf dem Platz und ist eine Hommage an einen Dichter der Stadt. Das am Wasser gelegene Litauische Meeresmuseum umfasst Delfinshows und maritime Exponate in einer Festung aus dem 19. Jahrhundert.

Vilnius, die Hauptstadt Litauens ist die größte Stadt des Landes und flächenmäßig die größte Stadt des Baltikums. Sie gehört der Stadtgemeinde Vilnius an und ist mit der VMSA-Verwaltung auch deren administrativer Sitz.

Vilnius ist Sitz des katholischen Erzbistums Vilnius und mit der 1579 gegründeten Universität Vilnius eine der ältesten Universitätsstädte Europas. Sie trug 2009 gemeinsam mit der Stadt Linz den Titel Kulturhauptstadt Europas.

Vilnius war von Anfang an eine baltische Gründung und wurde im Gegensatz zu den Hauptstädten der baltischen Nachbarländer, Riga in Lettland und Tallinn in Estland, nie vom Deutschen Orden kontrolliert. Sie entwickelte sich als Hauptstadt Litauens zum Zentrum eines ausgedehnten Großreiches, das auf dem Höhepunkt seiner Macht um 1618 als Polen-Litauen zeitweise von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte.

Vilnius galt seit seiner Gründung als eine der liberalsten Städte Europas, die im Lauf ihrer Geschichte u. a. den verfolgten Juden aus Mitteleuropa und Russland Schutz bot. Als "Jerusalem des Nordens" wurde Vilnius zum Zentrum der jüdischen Kultur und Aufklärung. Um 1900 stellten Litauer nur einen kleinen Teil der Bevölkerung (2 %), nach Juden (40 %), Polen (30 %) und Russen (20 %). Infolge des Zweiten Weltkrieges verlor die Stadt die Mehrheit ihrer Bewohner (Polen wurden vertrieben und Juden flüchteten oder wurden im Holocaust ermordet) und wurde danach von Litauern und Russen praktisch neu besiedelt. Damit hat sich die soziale Struktur von Vilnius völlig verändert.

Ab dem 16. Jahrhundert schufen italienische Baumeister zahlreiche barocke Bauwerke in der Stadt. Die Altstadt von Vilnius zählt zu den größten in Osteuropa und wurde 1994 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Aufgrund der über 50 Kirchen der Stadt trägt Vilnius auch den Beinamen "Rom des Ostens".

Riga (lettisch R?ga) ist die Hauptstadt Lettlands und mit rund 700.000 Einwohnern größte Stadt des Baltikums. Mit etwa einer Million Einwohnern in der Agglomeration ist Riga zudem der größte Ballungsraum in den drei baltischen Staaten. Riga ist politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten und ihre großzügige Anlage sowie für die gut erhaltene Innenstadt, darunter besonders die Altstadt. 2016 wurde Riga der Ehrentitel "Reformationsstadt Europas" durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.

Tallinn ist die Hauptstadt von Estland. Es liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, etwa 80 Kilometer südlich von Helsinki.

Bis zum 24. Februar 1918 hieß die Stadt amtlich Reval, ein im deutschsprachigen Raum auch danach noch gebräuchlicher Name.

Der Name Tallinn, den die Stadt seit der Eroberung durch den dänischen König Waldemar 1219 im Estnischen trägt, wird üblicherweise abgeleitet von Taani-linn(a), das heißt "Dänische Stadt" oder "Dänische Burg" (lateinisch Castrum Danorum)

Der Domberg, auf dem der Bischof, der Vertreter des Landesherrn, der des Deutschen Ordens und die Vertretung der Ritterschaft saßen, ist bis heute Zentrum der Staatsgewalt. Hier haben das Parlament der Republik Estland (Riigikogu) und die Regierung ihren Sitz. Der Domberg erhebt sich 48 m über der Unterstadt.

Die Unterstadt ist, geschichtlich gesehen, die eigentliche Stadt Reval. Hier lebte der Großteil der Stadtbevölkerung, Handwerker und Kaufleute. Die Stadt war dem Landesherrn gegenüber unabhängig. Es waren lediglich geringe jährliche Zahlungen an Zins und Pacht an den Orden zu leisten, und im Falle eines feierlichen Einzuges in die Stadt musste sie dem Landesherrn huldigen. In Rechtsfragen wandte sich die Stadt an Lübeck.

Der Bischof

Der Bischof war allein geistlicher Hirte und kein Landesherr. Sein Besitz bestand aus Tafelgütern in der Diözese. Mit dem Verlust seines Episkopalrechts an die Stadt Reval durch das lübische Stadtrecht war er dieser gegenüber seiner geistlichen Machtstellung beraubt. Der Bischof von Reval war während der Ordenszeit Suffragan des Erzbischofs von Lund, der in dieser Zeit jedoch keinen Einfluss auf die Bischofswahl hatte. Das Domkapitel war mit vier Domherren ausgesprochen klein, und als Einkünfte standen ihm lediglich fromme Stiftungen und einige Dörfer in der Revaler Umgebung zur Verfügung. Auf dem Domberg befand sich neben dem Dom, der Vertretung des Deutschen Ordens und dem Sitz der v. a. harrisch-wierischen Ritterschaft nur noch eine kleine Bevölkerung von Handwerkern und Dienern.

Einwohnerschaft

Die Unterstadt nahm für ihre verhältnismäßig kleine Fläche eine recht große Anzahl an Menschen auf. Es sind aus der Ordenszeit keine Einwohnerzahlen für die ganze Stadt vorhanden, aber für die Unterstadt existiert eine Schossliste von 1538, die rund 800 Personen umfasst, was im Vergleich zu späteren Einwohnerlisten und nach vorsichtiger Schätzung wohl eine Bevölkerungszahl von etwa 5000 Einwohnern annehmen lässt. Für die Domstadt steht das "Wackenbuch" von 1575 zur Verfügung, mit dessen Hilfe sich etwa 1000 Personen (zusammen mit Dom, Ordensschloss und anwesenden Vasallen) vermuten lassen. Die Vorstädte werden nach ihrer Größe in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf etwa 700 Bewohner geschätzt, was für die gesamte Stadt Reval zu dieser Zeit eine Bevölkerungszahl von etwa 6700 Einwohnern ergibt.

Frühere Schätzungen dürften noch ungenauer sein. Eine Schossliste von 1372 führt rund 650 Schosspflichtige auf. Wenn man sich die Vereinfachung erlaubt und die spätere Bevölkerungsschätzung für dieses Jahr anteilig herunterrechnet, dann ergäbe dies zusammen mit der Domstadt eine Bevölkerung von vielleicht knapp 5.000 Einwohnern (die Vorstädte existierten zu dieser Zeit noch nicht). Damit gehörte Reval zu den mittelgroßen europäischen Städten, weitab von Großstädten mit etwa 40.000 Einwohnern wie Köln, Wien und Prag oder mit 20.000 Einwohnern wie Lübeck, Nürnberg, Bremen oder Danzig. In seiner Bevölkerungszahl vergleichbar war Reval eher mit Städten wie Göttingen, Hildesheim oder Stockholm, wobei die Zahlen durch Konjunktur, Kriege und Seuchen stark schwanken konnten.

Die meisten Revaler Bürger waren deutsch und kamen, sofern sie nicht in Reval geboren wurden, aus dem Reich. Während des ganzen Mittelalters bildete Lübeck die Durchgangsstation und gelegentlich die Heimatstadt für kommende Revaler Neubürger. Die Fernhandel treibenden Kaufleute bildeten, über die Hansestädte verteilt, ein dichtes soziales Netz, häufig durch Verwandtschaft, sodass es nicht verwunderlich ist, wenn sich eine Familie gleichzeitig in Reval, Lübeck und anderen Hansestädten befand. Eine Untersuchung der in Revaler Bürgernamen des 14. Jahrhunderts vorkommenden Ortsbezeichnungen ergab, dass sich etwa die Hälfte aller Ortsnamen im rheinisch-westfälischen Raum wiederfinden lassen, die andere Hälfte setzt sich hauptsächlich aus dem gesamten norddeutschen Raum zusammen.

Soziale Zusammensetzung der Bevölkerung

Das soziale Leben der Stadt wurde neben der Verwandtschaft oder der Nachbarschaft zu einem wesentlichen Teil durch die Berufsgruppen, die Zünfte und die drei Gilden, die Kinder- oder Große Gilde, die Kanutigilde und die Olaigilde, bestimmt, wobei mit der Geselligkeit innerhalb dieser Genossenschaften eine halb berufliche, halb private Sphäre geschaffen wurde. Die Gilden waren als kirchliche Korporationen gegründet, vereinigten aber bald die angesehenen Berufe und Zünfte und hatten wichtige soziale Funktionen. In ihnen wurden Beerdigungen und Hochzeiten ihrer Mitglieder gemeinsam begangen, man veranstaltete gesellige Mahlzeiten und Tanzfeste, legte Regeln für gutes Benehmen fest (bei Verstoß gingen genau angegebene Geldstrafen in die Gildenkasse) und half sich gegenseitig in Unglücksfällen. Die Gilden unterhielten eigene Altäre und sogenannte Tafelgilden zur Speisung der Armen. Die für die Gilden bestehenden Gildehäuser sind in der Revaler Altstadt erhalten, so das Haus der Großen Gilde.

Ein strenges soziales Unterscheidungsmerkmal bildete die Nationalität (Abstammung bzw. Herkunftsland). Die Stadt setzte sich im Wesentlichen aus drei Nationalitäten zusammen, aus Deutschen, Schweden und Esten (die sog. Undeutschen), und die Schossliste von 1538 ergibt folgendes Bild: Etwa ein Fünftel der schosspflichtigen Bevölkerung scheint schwedisch gewesen zu sein, jeweils zwei Fünftel deutsch und estnisch. Von ihrer sozialen Rangordnung her dürfte die gesamte Oberschicht und mehr als die Hälfte der Mittelschicht aus Deutschen bestanden haben. Der Rest der Mittelschicht setzt sich zu etwa einem Viertel aus Schweden und einem Fünftel aus Esten zusammen. Die Unterschicht bestand zu drei Vierteln aus Esten und, von vereinzelten Deutschen abgesehen, aus Schweden. Die sozialen Schichtungen richteten sich in diesem Fall nach der Schosszahlung und der Wohnsituation.

Nur sehr vorsichtig lässt sich die nationale Zusammensetzung auf dem Domberg beurteilen, da die Hauptquelle, das Wackenbuch von 1575, aus der Zeit der schwedischen Herrschaft stammt. Mit dem Wechsel des Landesherrn wird ein Wechsel in der Zusammensetzung der Bevölkerung der Domstadt, des Sitzes des Landesherrn, einhergegangen sein, zumal bei den im Wackenbuch aufgeführten vielen schwedischen Namen nicht auszuschließen ist, dass die schwedischen Schreiber deutsche Namen schlicht in schwedischer Form niederschrieben. Für die Ordenszeit kann dennoch angenommen werden, dass sich die Oberschicht nahezu komplett aus Deutschen, die Unterschicht größtenteils aus Esten zusammensetzte.

Kirchspiele

Die beiden Kirchspiele der Unterstadt entsprechen zwei verschiedenen städtischen Keimzellen. Zum einen ist der südliche Stadtteil durch den Alten Markt und die von ihm sternförmig ausgehenden Straßen charakterisiert. Hier bestand auf der Höhe des Verbindungsweges zum Domberg vermutlich bereits ein estnischer Handelsplatz, der in seiner Infrastruktur von den 200 gerufenen deutschen Kaufleuten übernommen wurde. Die für diesen Stadtteil zuständige Pfarrkirche, St. Nikolai, wird 1316 erstmals urkundlich erwähnt, geht aber wahrscheinlich auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück und ist mit Sicherheit eine Gründung der deutschen Kaufleute. Wie in vielen anderen Hansestädten ist sie dem Heiligen Nikolaus, dem Patron der Seefahrer, gewidmet.

Zum anderen ist der lang gezogene nördliche Stadtteil durch die Langstraße bestimmt, die Hauptverbindungsstraße zwischen Hafen und Domberg, an der sich vor allem schwedische und russische Kaufleute niederließen. Die dortige, weit im Norden der Stadt befindliche Pfarrkirche ist St. Olai, erstmals erwähnt 1267, als die dänische Königin Margrete I.ihr Parochialrecht über die Kirche dem Revaler Zisterzienserinnenkloster zu St. Michael überlässt. Wie weit der Ursprung dieser Kirche in die Vergangenheit zurückreicht, ist unbekannt, es kann aber angenommen werden, dass sie entweder eine Gründung des dänischen Königs oder schwedischer Kaufleute ist, die wahrscheinlich schon vor der Stadtgründung hier einen Handelsplatz besaßen. Benannt ist sie nach dem heiliggesprochenen norwegischen König Olav. Nach dem großen Stadtbrand 1433, der das Mönchskloster St. Olai, die Münze und einen Teil des Marktplatzes verwüstete, ging die Kirche in den Besitz der Stadt über. Dass der nördliche Stadtteil eine ursprünglich von Fremden besiedelte Gemeinde war, zeigt die russische Kirche, die unweit von St. Olai stand. Beide Stadtteile wurden 1265 auf Befehl der dänischen Königin Margrete I. zusammengefügt und mit einer Stadtmauer umgeben.

Klöster und Kapellen

Innerhalb der Stadtmauer befinden sich zwei Klöster: eines der Dominikaner und eines der Zisterzienserinnen. Das Dominikanerkloster zu St. Katharinaentstand wahrscheinlich zuerst 1229 auf dem Domberg, wurde aber 1246 in der Stadt neu begründet und unterhielt enge Verbindungen zu den skandinavischen Dominikanern. Es erfreute sich zeit seines Bestehens bei den Bürgern großer Beliebtheit, was sich in starkem materiellem Wachstum durch Schenkungen und Stiftungen äußerte. Die Dominikaner kamen durch ihre Predigertätigkeit immer wieder in Konflikt mit dem Bischof und zur Zeit der Reformation in schwere Auseinandersetzungen mit der Stadt, die 1523 mit der Ausweisung der Mönche aus der Stadt endeten.

Das Zisterzienserinnenkloster wurde wahrscheinlich 1249 vom dänischen König gegründet. Die Kirche war St. Michael geweiht und gehörte zusammen mit der Klosteranlage erst mit einer Erweiterung der Stadtmauer zur inneren Stadtstruktur. Das Kloster war vom dänischen Königshaus sehr reich mit Privilegien ausgestattet, erwarb schon früh große Liegenschaften und nahm größtenteils unverheiratete Töchter des Adels auf, wodurch sich seine relativ schlechten Beziehungen zur bürgerlichen Stadtbevölkerung erklären. Nach der Reformation wurde es in eine weibliche Erziehungsanstalt umgewandelt.

Neben den ansässigen Klöstern hatten einige auswärtige Klöster Höfe in Reval. Der Hof der Zisterziensermönche von Dünamünde (später von Padis) wird zwar erst 1280 erwähnt, existierte aber wohl schon seit der ersten Dänenherrschaft. Direkt daneben lag der Hof der gotländischen Zisterzienser aus Roma, und diesem gegenüber lag der Hof der Zisterzienser aus Falkenau bei Dorpat auf einem Grundstück, das ihnen 1259 geschenkt wurde.Heilig-Geist-Kirche (estn. Pühavaimu kirik)

1316 wird erstmals die zu St. Olai gehörige Heilig-Geist-Kapelle erwähnt, die schon früh den Rang einer fast eigenständigen Kirche hatte und vor allem von den städtischen Undeutschen besucht wurde. Zu ihr gehörte das nach römischem Muster erbaute Heilig-Geist-Spital für Alte und Kranke. Weit älter war das Johannisspital, das 1237 erstmals erwähnt wurde. Es wurde als Leprosorium errichtet und nach dem Verschwinden des Aussatzes als Siechenhaus weitergeführt.

Außerhalb der Stadtmauer, vor der Schmiedepforte, befand sich die mit einem Kirchhof versehene Barbarakapelle, die zu St. Nikolai gehörte und deren Errichtung auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts geschätzt wird. Die Kapelle existiert heute nicht mehr, vermutlich wurde sie bereits 1570/71 bei der russischen Belagerung zerstört. Ebenfalls außerhalb, in der Nähe des Hafens, vor der großen Strandpforte, befand sich die für Schiffer und Reisende erbaute Gertrudenkapelle. Ihr Bau wurde 1438 gestattet, 1570 jedoch wurde sie bei einem Brand zerstört. Auf dem Tönnisberg (Antoniusberg) stand die Antoniuskapelle, deren ursprünglicher Zweck nicht mehr rekonstruierbar ist.

Der 1407 begonnene Bau des Augustinerklosters St. Brigitten zu Marienthal war spätestens zu seiner Weihe 1436 beendet, wobei dem Kloster bereits 1411 die Augustinerregel gegeben wurde und 1412 das Tochterkloster Marienwohlde bei Lübeckgegründet wurde. Gründer waren drei Revaler Kaufleute, die später in den Konvent eintraten. Das Kloster befand sich in der Nähe der Küste, vier Kilometer nordöstlich der Stadt, an der Grenze zur Stadtmark und wurde 1435 das erste Mal in einem Revaler Testament bedacht. Es diente der Aufnahme von Personen beiderlei Geschlechts, jedoch überwogen die Frauen, meistenteils Bürgertöchter, die meist die Äbtissin stellten. Das Kloster wurde während zweier russischer Belagerungen, 1575 und 1577, zerstört.

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